Ein Labyrinth für Dülmen

Aufmerksamkeits- und Achtsamkeitstraining im Schulunterricht

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Alles begann mit dem Angebot von Herrn Krüger, Vater einer Schülerin der damaligen Klasse 3a, in dieser Klasse während einer Projektwoche kindgerechte Meditationen zum Thema "Aufmerksamkeit/ Achtsamkeit" durchzuführen.

Während der genaueren Planung der Projektwoche entstand der Gedanke, den Kindern Stille und das Hinhören auf die eigene Befindlichkeit näher zu bringen, ihnen Raum zu geben für mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und mit anderen, mit Menschen, Tieren, Pflanzen, mit Worten, Taten und  Gedanken.

Als die Projektwoche im Frühjahr 2008 durchgeführt wurde, begann jeder Tag mit meditativen Übungen. Die Kinder lagen auf Matten auf dem Boden, die Klassenmitte wurde freigeräumt. Wer die Stille nicht aushalten konnte, durfte am Rand an Tischen leise malen. Jedoch nahmen fast alle Kinder die Meditationsangebote wahr. Wir reisten in Gedanken in unseren Körper, achteten auf unsere Atmung, auf Klänge und innere Bilder. Bald merkten wir, wie viel Erholung, innere Ruhe und Achtsamkeit uns diese meditativen Momente schenkten. Wir beschlossen, der Reise ins Innere auch nach außen sichtbaren Ausdruck zu verleihen.

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So begannen wir nach den Meditationen in vier unterschiedlichen Gruppen Labyrinthe zu bauen.  Zunächst brachten wir uns das Konstruieren von Labyrinthen bei. Diese entstehen aus einer einfachen Kreuzform. Anschließend bauten wir ein Labyrinth aus Kronkorken in Blumenerde, legten ein Labyrinth aus kleinen bunten Glassteinen in Sand, malten eigene Labyrinthe und pflanzten ein Labyrinth, das wir beim Wachsen beobachten konnten, aus Grassamen und Frühblüherknollen. Zusätzlich malten wir mit Kreide ein riesiges Labyrinth auf den Schulhof. Sofort fiel uns auf, dass es in jeder Pause viel Zulauf erfuhr. Kinder liefen, hüpften oder sprangen durch den gemalten Weg zur Mitte und zeigten dabei viel Begeisterung.

Herr Krüger bot uns an, in der Woche vor den Sommerferien ein richtig großes Labyrinth mit uns zu graben. Diese Idee begeisterte uns alle. Und so entstand der Gedanke, ein eigenes Labyrinth für Dülmen zu bauen. Nun galt es viele Wege zu erledigen.


Die Planung

Die Hauptinitiative blieb dabei bei Herrn Krüger und seiner Familie. Er organisierte in Gesprächen mit der Stadtverwaltung und dem damaligen Bürgermeister ein Grundstück in Schulnähe, das idyllisch in einem kleinen Schlosspark liegt und an ein Altenhilfezentrum grenzt.


Eine Woche unter freiem Himmel

Die Stadt Dülmen unterstützte unser Anliegen nicht nur durch das Bereitstellen des Grundstücks, sondern auch durch die Finanzierung von Mutterboden, Rindenmulch und Rollrasen. Die angrenzende Herzog von Croy´sche Verwaltung ließ uns Strom und Wasser mit benutzen. Und so konnten wir alsbald starten. Viele Erwachsene aus der Schulgemeinde halfen den Kindern bei der Arbeit, andere wiederrum kamen mit Kaffee und Kuchenspenden vorbei und belebten so die Pausen. Die damalige Klasse 1b schloss sich dem Projekt begeistert mit an, und so gruben etwa 50 Kinder und ca. 10 bis 15 Erwachsene eine Woche lang an diesem Labyrinth für die Stadt Dülmen.

Morgens arbeiteten wir von der ersten bis zur letzten Unterrichtsstunde, nachmittags waren freiwillige Helfer gleich wieder bereit und schaufelten für weitere 3 Stunden.

Unsere Wettersorgen erwiesen sich als unbegründet. Die Sonne schien fast durchgängig. Zunächst erwartete uns ein Feld voller Unkraut. Die erste Handlung bestand also im Unkraut jäten und Steine absammeln.

Dann, noch am ersten Tag, wurde die Fläche gemeinsam ausgezirkelt und mit etwa 500 zuvor  gesägten Holzstücken  abgesteckt. So entstanden Flächen für Wälle und Wege.

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Dann begann die "Schaufelei". Mitgebrachte Schaufeln und Harken ließen viele Hände und Füße gleichzeitig tätig werden. Am Abend des ersten Tages konnte man bereits erkennen, was entstehen sollte.

Die Tage zwei und drei bestanden aus zwei Dingen: Graben und nochmals graben und Wälle be- und verfestigen. Denn die Erde war an manchen Stellen sehr bröselig und wurde dann mit Wasser verdichtet. Manche Füße und Hände sahen abends dann so aus:

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Am Ende des dritten Tages konnte bereits der erste Rollrasen geschnitten und gelegt werden. Er umschloss bald die aufgeschütteten Wälle. Die Wege dazwischen wurden mit Rindenmulch bestreut.

Nach und nach nahm das Labyrinth so seine Form an. Lange und ausgiebig musste es anfangs gewässert werden.

Doch pünktlich am Freitag war alles fertig.

Nun probierten wir den Weg zur Mitte aus. Die Außenmaße betragen ca. 20 mal 20 Meter, der Außenwall umspannt einen Weg von ca. 200 Metern. Dies  bedeutet, dass ein Kind, welches normal schnell geht fast 10 Minuten Wegstrecke läuft, wenn es das Labyrinth bis zur Mitte und anschließend wieder den Weg nach außen verfolgt. Für uns alle war das sehr beeindruckend.

Stolz auf das Geleistete feierten wir am Schluss bei Stockbrot und Getränken eine erste kleine Einweihung des Projekts - und natürlich sind wir alle das Labyrinth noch mal abgeschritten.

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